5. Februar 2020

Lateinische Münzunion 1869-1927

Die Lateinische Münzunion war eine Währungsunion

zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland, welche von 1865 faktisch bis 1914 und formal bis 1927 dauerte.

1795 führte Frankreich eine dezimale Währung ein, den Franc zu 100 Centimes. Das Gewicht der Silbermünzen war so genormt, dass ein Franc genau fünf Gramm 900/1000-Silber, also 4,5 Gramm Feinsilber wog. Innerhalb des gleichen Währungssystems wurden auch Goldmünzen geprägt, wobei das Wertverhältnis von Silber und Gold bei 1 zu 15,5 lag. Das einfache und übersichtliche System wurde schon bald von anderen Staaten wie Belgien und der Schweiz nachgeahmt.

Nach Italien wurde dieses System bereits mit den Eroberungsfeldzügen Napoléons gebracht. Schon vor dem offiziellen Beginn der Währungsunion existierten also in mehreren Ländern ähnliche Verhältnisse, wobei teilweise die Münzen und auch Banknoten der anderen Staaten als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Kurzfristig bestand sogar in Deutschland zur Zeit von Jérôme Bonaparte (1807-13) im Königreich Westphalen neben der Konventionstalerwährung auch die französische Frankenwährung.

Belgien 20 Francs Leopold II.

Der in der Lateinischen Münzunion festgelegte Bimetallismus zwischen Gold- und Silbermünzen drückte sich folgendermaßen aus: zwei silberne 5-Francstücke (= 45 Gramm Feinsilber) entspricht einem goldenen Zehn-Franc-Stück (= 2,9032 Gramm Feingold) = 15,5 : 1

Nur das silberne Fünf-Franc-Stück war neben den Goldmünzen als Kurantmünze vorgesehen. Basierend auf diesen Grundlagen unterzeichneten 1865 Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz einen Vertrag, welcher neben den technischen Details dieser Münzen auch die Ausgabepolitik und die gegenseitige Anerkennung einheitlich regelten. 1868 trat Griechenland der Union bei.

Frankreich 20 Francs, Coq, Hahn
Griechenland 20 Drachmen

Schwankungen im Silber- und Goldpreis

führten zu Problemen für die Münzunion, da die Kräfte des Marktes teilweise den Bestimmungen des Vertrages entgegenwirkten. Einige Münzen wurden gehortet und eingeschmolzen, andere waren im Übermaß im Umlauf zu finden. Mit dem Ersten Weltkrieg erfolgte sofort in allen Vertragsstaaten außer der Schweiz die Abkehr von einer Währung auf Edelmetall-Kurantmünzen-Basis. Teile des Vertragswerkes wurden nach und nach aufgehoben. 1926 kündigte Belgien seine Mitgliedschaft auf, und 1927 setzte die Schweiz als letztes Land die Münzen der anderen Staaten außer Kurs.

Schweiz 20 Franken Helvetia
In diesem Artikel:
Währungsunion​ zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland
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